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Diskussionspapier zur Weiterentwicklung der Jugendpolitik der DKP im Saarland
Beschlossen auf der Bezirksvorstandssitzung am 13. September 2010
Der Bezirksvorstand übergibt diese Vorlage zur Diskussion und Meinungsbildung in die Kreise und Grundorganisationen des Bezirkes. Ziel ist es bis Ende 2010 ein Diskussionsergebnis zu erreichen. Ziel muss es sein für 2011 konkrete Arbeitsschritte und Maßnahmen zu erarbeiten. Dies wird dann zusammengefasst und als Beschlussvorlage dem Bezirksvorstand vorgelegt. Alle Genossinnen und Genossen im Bezirk werden aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen.

Diskussionsgrundlage:
Die Bezirksorganisation der DKP im Saarland verfügt über mannigfaltige Erfahrungen in der Entwicklung von Jugendpolitik, auf die wir zurückgreifen. Durch die politischen und ökonomischen Entwicklungen wie sie im Parteiprogramm beschrieben werden, stehen wir dennoch vor der Herausforderung, unsere Jugendpolitik zu diskutieren und wenn notwendig, auch zu überdenken und mit den politischen Zielen wie sie im Parteiprogramm beschlossen wurden,  abzuklopfen und gegebenenfalls mit neuen Akzenten zu entwickeln.
Wie helfen wir im Sinne des Parteiprogrammes mit die „Kräfte des Widerstandes und des Fortschrittes“ in der Jugend und ihren Bewegungen zu entwickeln? 
Im Parteiprogramm heißt es: „Von entscheidender Bedeutung für die Zukunft ist die Rolle, die die Jugend in den politischen und sozialen Auseinandersetzungen spielt. Beträchtliche Teile der jungen Generation haben keine Chance auf Ausbildung und geregelte Arbeit. Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland waren darum Forderungen nach dem Recht auf Bildung und Berufsausbildung, auf Arbeit, soziale Sicherheit und Gleichberechtigung, auf sinnvolle Freizeit und Gesundheit, nach dem Recht auf Mitbestimmung und Demokratie, dem Recht, in Frieden zu leben und zu arbeiten, so aktuell wie in der Gegenwart. Die DKP will, dass die Arbeiterjugend ihre Kraft in den betrieblichen und gewerkschaftlichen Kämpfen mit der ihrer älteren Kolleginnen und Kollegen vereint. Sie will unter den Studierenden und jungen Intellektuellen die Überzeugung verbreiten, dass sie ihren Interessen und Idealen nur gemeinsam mit der Arbeiterbewegung Geltung verschaffen können.“
Auf der BDK 2010 wurde zur Situation der Arbeiterjugend, der Schüler- und Schülerinnen  im Saarland u.a. im Referat ausgeführt: „Binnen zweier Jahre ist die Zahl der Ausbildungsplätze um rund 15 Prozent zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote unter den 15- bis 24-Jährigen liegt bei fast 15 Prozent. 47 Prozent der Jugendlichen erhalten nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Bundesweit arbeiteten 56 Prozent der unter 25-Jährigen im Niedriglohnbereich. Nach der Ausbildung in die Zeitarbeit – diese Erfahrung machen auch immer mehr Jugendliche im Saarland. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse befördern unsichere Zukunftsaussichten und geben keine Planungssicherheit für junge Menschen. Sie erfahren immer früher, dass der Wert des Menschen und seiner Arbeit stetig sinkt. Hartz IV ist das neue Damoklesschwert für junge Arbeitnehmer. Ein schlechtes Arbeitsklima und ein hoher Leistungsdruck belasten schon früh Jugendliche. 25-30% der Auszubildenden brechen ihre Ausbildung im Saarland frühzeitig ab. Häufig werden sie als billige Arbeitskräfte missbraucht. Ein schlimmes Beispiel ist hier der Gastronomiebereich. Die Klagen von Ausbildungsbetrieben, dass viele Jugendliche den schulischen Anforderungen einer Berufsausbildung nicht gewachsen sind, unterstreicht die Notwendigkeit das gegliederte Schulsystem endlich abzuschaffen und die Berufsausbildung zu reformieren. Schlechte oder gar keine Schulabschlüsse führen auf dem Ausbildungsmarkt zu Verdrängungsprozessen, die insbesondere Schwächeren keine Chancen bieten“. DIE DKP Saarland hat dazu Sofortforderungen vorgelegt. Die DKP fordert in einem Sofortprogramm u.a.:
  1. Jeder Jugendliche bekommt ein Ausbildungsplatzangebot!
  2. Sofortige Einrichtung von 1000 qualifizierten außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen in den bestehenden Berufsschulzentren
  3. Wer nicht ausbildet muss zahlen – Gesetzliche Ausbildungsverpflichtung für Betriebe und Konzerne
  4. Bereitstellung von 1500 Plätzen zum externen Erwerb des Hauptschulabschlusses jenseits der bvb-Maßnahmen!
  5. Weg mit dem gegliederten Schulsystem – eine Schule für alle !
  6. Reform der Berufsausbildung
  7. Sofortprogramm für sozial benachteiligte Jugendliche und Entkoppelung von der Hartz IV-Gesetzgebung:
•    beratenden und betreuenden Strukturen vor Ort
•    Schaffung von Wohnraum
•    Formen jugendgemäßer Suchtberatung und Therapieangebote

Diese Forderungen werden im Rahmen der Diskussion weiter entwickelt mit dem Ziel ein Jugendforderungsprogramm der DKP für das Saarland zu erarbeiten.

Auf der BDK 2010 haben wir einen Antrag zur saarländischen Bildungspolitik beschlossen (Bildung ist ein Menschenrecht!  Eine Schule für alle!  Stoppt soziale Selektion und Privatisierung!). Damit wollen wir zum einen in die bildungspolitische Diskussion im Saarland eingreifen und natürlich auch Themen der Bildungsstreikbewegung  im Saarland unterstützen und aufgreifen.
Im Parteiprogramm (Kräfte des Widerstandes) der DKP heißt es: „Eine große Vielfalt neuer sozialer Akteure entsteht und entwickelt sich. Mit der antirassistischen Bewegung, in der Geschlechterfrage, zu Umwelt und Frieden und zu vielen anderen Fragen agieren neue Kräfte autonom. Die Existenz einer breiten Schicht von Ausgebeuteten und Ausgegrenzten eröffnet die Möglichkeit und die Notwendigkeit, alle Betroffenen in einem alternativen politischen und sozialen Projekt zusammenzuführen, sie als Gesamtheit in ihrer Vielfalt und Autonomie zu vereinen“.
Im Parteiprogramm ist formuliert: …die DKP (wirkt) eng mit der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) und der Assoziation Marxistischer StudentInnen (AMS) zusammen, mit denen sie gemeinsame weltanschauliche Grundlagen und politische Überzeugungen verbinden. Alle Mitglieder der DKP haben eine besondere Verantwortung, SDAJ und AMS zu unterstützen.“ Die Umsetzung dieser Aufgabe im Parteiprogramm sehen wir als zunehmend schwierig an. Dies benennen wird aus unserer Sicht:

Die Differenzen zwischen der Programmatik der DKP und dem Bundesvorstand der SDAJ wachsen. Diese Widersprüche kann nach unserer Auffassung nur die SDAJ auflösen. Sie muss ihre grundsätzliche Haltung zur DKP klären. Also, Distanz oder Übereinstimmung in den wesentlichen Fragen des Parteiprogrammes?

Heinz Stehr hat die Bedenken des Parteivorstandes in seinem Diskussionsbeitrag auf der Bundesvorstandssitzung im Juni 2010 der SDAJ konkretisiert. Wir sind allerdings der Auffassung, dass auch von Seiten des Parteivorstandes diese Diskussion viel zu spät begonnen wurde. Dies hat aus unserer Sicht dazu geführt, dass Auseinandersetzungen von Teilen der Partei nicht nachvollzogen und verstanden werden.
Im Saarland ist es nach 1995 nicht mehr gelungen, die SDAJ weiter zu entwickeln. Dies hat verschiedene Ursachen (fehlender Nachwuchs, Schwäche der Partei nach 1990 usw.). Die Motivation zur Erhaltung der SDAJ im Saarland war für uns vielleicht auch deshalb geringer, weil sich diese Differenzen im Politikverständnis zwischen dem Bundesvorstand der SDAJ und der DKP zunehmend verfestigt haben. Und diese Widersprüche werden auch junge Parteimitglieder wahr genommen. Die Erfahrung zeigt, dass es bei Jugendlichen auch keinen Automatismus im Übergang in vorgezeichnete Organisationen gibt. Vielmehr wird vieles kritisch hinterfragt und mit den eigenen Erfahrungen und politischen Überzeugungen abgeglichen. Dies gilt für Jugendorganisationen als auch für Parteien. In diesem Sinne entwickeln sich auch neue Formen von Zusammenschlüssen Jugendlicher.
Unsere Wahrnehmung ist leider, dass sich der  Bundesvorstand der SDAJ für die Auseinandersetzungen in der DKP instrumentalisieren lässt. Ist die Unabhängigkeit der SDAJ, die ein gewichtiger Teil des Selbstverständnisses ist,  gefährdet?
Mit Sorge sehen wir Tendenzen in der SDAJ,  die Zugänge für  Jugendliche  zu verengen.  Scheinbar radikale Losungen, Avantgarddenken und eine reduzierte bzw. falsch verstandene Bündnispolitik tragen nach unserem Eindruck  dazu bei, dass Chancen zur Stärkung der SDAJ und zur Entwicklung einer breiten Jugendbewegung nicht voll genutzt werden können. Die Folge wird sein, dass die Distanz bei der Mehrheit der SDAJ zur DKP als Gesamtpartei wächst.
Die Jugendpolitik der DKP Saarland hat natürlich zum Ziel, Jugendbewegungen zu unterstützen, zu stärken und zusammenzuführen. So haben wir die Bildungsstreikbewegung 2010 im Saarland tatkräftig unterstützt. Angesichts der sich zuspitzenden Lage, in der sich immer größere Teile der Jugend befinden, ist die Entwicklung einer breiten, selbstbewussten und aktiven Jugendbewegung notwendig. Wir wollen mithelfen, dass sich mehr Jugendliche für ihre Interessen selbst bewegen. Deshalb halten wir es für richtig, Zugänge für Jugendliche, die sich schon wehren oder sogar erst beginnen darüber nachzudenken, möglichst weit geöffnet werden.
Die Zugänge für Jugendliche, sich in Auseinandersetzung zu begeben, sind vielfältig und differenziert: Bildung, Antifaschismus, Umwelt, Solidarität, Demokratie, Freizeit. Wie können in diesem Zusammenhang Jugendbündnisse entstehen? Können die Kämpfe zusammengeführt werden? Wäre eine Jugendkonferenz/Jugendratschlag im Saarland möglich?

Ein Beitrag zur Stärkung von Jugendbewegungen sehen wir auch darin, marxistisch und antikapitalistisch orientierte Jugendliche und ihre Zusammenschlüsse zu unterstützen, weil sie mit dazu beitragen, Kämpfe nicht isoliert von der Arbeiterbewegung bzw. der Arbeiterjugend zu führen. In diesem Sinne wollen wir Diskussionspartnerin für interessierte Jugendliche sein, die sich für marxistische Ideen interessieren und auf der Suche nach gesellschaftlichen Alternativen sind.  Dazu wäre es gut, unsere politischen Aussagen und Forderungen zu jugendpolitischen Fragen weiter zu entwickeln und zu qualifizieren und mehr Diskussionsangebote für Jugendliche zu entwickeln. Wäre die Erarbeitung eines „Jugendmanifestes“ für das Saarland sinnvoll?

In den vergangenen Jahren haben wir versucht, Diskussionsangebote für Jugendliche zu entwickeln. Im „Arbeitskreis junger Kommunisten“ haben sich Jugendliche organisiert und beispielsweise ein Jugendtreff im Parteibüro eingerichtet, auch eine Fahrt mit ca. 36 Jugendlichen ins KZ Struthoff und eine antifaschistische Diskussionsveranstaltung zum 8. Mai fand statt. Durch Wegzug wegen Studium, Probleme durch die landesweite Zerstreuung (Saarlouis, Beckingen, St. Ingbert) der Mitglieder und politisch motivierter Austritte hatte sich die Gruppe so dezimiert, dass eine sinnvolle Weiterarbeit nicht mehr möglich war. Unsere Bezirksorganisation hat in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Rheinland zwei Jugendseminare an der Parteischule in Leverkusen mit Robert Steigerwald für junge Kommunisten angeboten. Die Jugendpolitik im Bezirk ist immer so angelegt, dass wir offen für die Zusammenarbeit mit Jugendlichen sind. So arbeiten wir mit antifaschistischen Jugendgruppen zusammen oder wir haben im Bündnis zum saarländischen Bildungsstreik 2010 mitgearbeitet. Die DKP hat Jugendzeitungen zu verschiedenen Anlässen herausgegeben. Wir haben die zentralen Materialien der Partei verteilt und jugendpolitische Forderungen für das Saarland in den vergangenen Jahren entwickelt. In diesem Sinne wurde auch im Referat der BDK die Gründung der  linken Jugendgruppe „Junge Marxistische Gruppe Saarland“ (JMGS) begrüßt, die die Zusammenarbeit mit der DKP sucht.

Unser Ziel ist es, eine Jugendpolitik für die DKP im Saarland zu entwickeln, die sich in Übereinstimmung mit dem Parteiprogramm befindet. Mit der Diskussion zur Jugendpolitik der DKP im Saarland gilt es zum einen, die politischen Ausgangspositionen zu diskutieren und gleichzeitig konkrete Schritte in der Umsetzung zu bestimmen.


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